"Master-Steinologist" - Wolfgang Gult aus Kraichtal: Einer der größten Sammler von Reservistenkrügen in Deutschland | ka-news

2023-02-28 14:29:20 By : Ms. Nancy Fu

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"Brüder stoßt die Gläser an, hoch lebe der Reservemann" und "Ich habe gedient zu Pferd oder Fuß auch gegeben manchen Kuss" oder auch "Hoch die tapfere Infanterie auf dem Posten spät und früh."

Diesen und noch viele andere Sinnsprüche finden sich oftmals auf Reservistenkrügen, welche im Kaiserreich in der Zeit von 1871 bis 1918 als Erinnerung an den Militärdienst gekauft wurden. Wolfgang Gult aus Kraichtal ist nicht nur als Experte bei Ausstellungen in ganz Deutschland gefragt, sondern besitzt weit über 500, teils seltene Zeugnisse aus vergangenen Zeiten, die er in seinem Wohnhaus, das inzwischen einem kleinen Museum gleicht, in Vitrinen fein säuberlich aufgestellt hat.

Damit ist er einer der größten Sammler in Deutschland. Natürlich hat Gult auch Krüge, auf denen die Stadt Karlsruhe verewigt ist. Und warum das Ganze? "Angefangen hat meine Sammelleidenschaft bereits im Jahre 1972, als ich auf einer Semester-Abschlussfahrt in Berlin am Alexanderplatz in einem Kaffee neben vielen alten Schätzen einen Thüringer Infanteriekrug sah", eröffnet der heute 77-jährige Rentner und ehemalige Diplom-Wirtschaftsingenieur.

Für 50 Mark Westgeld erwarb er das seltene Stück eines Reservisten namens Reinhardt mit der Aufschrift "Lieb Vaterland sei wohlgemut, wir schützen dich in treuer Hut." Fortan war es um ihn geschehen, die Jagd nach besonderem Memorabilia und Reservistenandenken, vor allem auch aus dem Großherzogtum Baden, nahm ihren Anfang.

"Wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit jährlich etwa 250.000 Soldaten aus dem aktiven Militärdienst als Reservisten entlassen wurden und der größte Teil einen schönen Reservistenkrug als Andenken mit nach Hause nahm, müssten solche Utensilien auch heute noch recht häufig zu finden sein", so Gult.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als alles Militärische verpönt war, seien übrig gebliebene Krüge jedoch gerne als Behälter für alles Mögliche umfunktioniert worden, wobei manch schönes Stück zu Bruch ging oder von den Besatzungstruppen als Souvenir mitgenommen wurde. "Deshalb findet man heute viele dieser Reservistenkrüge in Amerika", lässt Gult, der schon einige Male in den Staaten auf "Schatzsuche" war, wissen.

Von dort stammt auch sein wertvollster Krug, den er einem amerikanischen Major einst abkaufte. Dabei handelt es sich um einen seltenen China-Krug der Matrosen-Artillerie-Abteilung "Kiautschau 1902-1905", der laut Inschrift einem Matrosen namens Leonhard Schienhammer gehörte. Kaiser Wilhelm ist als Steuermann abgebildet, dazu sieht man ein Schlachtschiff und ein Gefecht. Der Deckel ist aus Glas.

Was das Teil kostete? "Viel, sehr viel", lacht Gult. Die ersten Reservistenkrüge zeigen oft noch typische Zeichen von handgemalten Biedermeier-Andenken. "Als später fast eine Art Massenproduktion einsetzte, wurden die Halbliter-Krüge aus Porzellan, Steinzeug, Steingut oder aus Glas gefertigt und mit einem Zinndeckel versehen", so Gult weiter. Je nach Regimentszugehörigkeit – Infanterie, Artillerie, Kavallerie, Technische Truppen oder Marine - sei das Dekor des Kruges oder Deckels mit den Wappentieren Badischer Greif oder dem Bayrischen Löwen gestaltet worden.

Wolfgang Gult, Ehrenmitglied im Krugsammlerclub "Alte Germanen" und als einziger deutscher Sammler in Amerika als "Master-Steinologist" (Krug-Experte) geadelt, kann fast zu jedem seiner Krüge eine kleine Geschichte erzählen und sagt zu den Bemalungen: "Üblich waren Szenen aus dem Soldatenleben oder Ansichten der Garnisonen, wobei jeder Krug durch die aufgeführten Namen der Reservisten ein Unikat darstellt."

Eine weitere Besonderheit, so der Sammler, sei eine sogenannte "Lithophanie." Wenn man den Deckel aufklappe und den Krug gegen das Licht halte, würde im Boden und je nach Porzellanstärke ein Bild mit Abschiedsszenen, Bauernstuben oder auch Porträts von König Ludwig II oder Kaiser Wilhelm II sowie volkstümliche Motive erscheinen.

Die Bestellungen für die Krüge wurden von den Soldaten bereits ein Jahr vor Ende ihrer Dienstzeit aufgegeben, da mehrere zeitintensive Arbeitsprozesse notwendig waren, informiert Gult. Und warum stets ein Deckel? "Dieser war wegen der Fliegenplage notwendig, damit man das köstliche Getränk nicht mit den Plagegeistern teilen musste." Was ein Krug kostete? "Er betrug meist das ein- bis zweifache eines Monatssolds, so dass jeder Reservist seinen Krug besonders sorgsam hütete", heißt es weiter.

Ein Krug aus dem Jahre 1896, hergestellt von der Firma Villeroy & Boch bedarf noch besonderer Erwähnung. Es handelt sich um einen 5,3 Liter großen Keramikkrug und zeigt den "Trompeter von Säckingen." Welchen Geldbetrag man für ein solches Stück heute hinblättern muss? "Viel, sehr viel. Mehrere hundert Euro. Für manche Schätze muss man sogar einige Tausend berappen", lässt der Jäger und Sammler letztlich die Katze aus dem Sack.

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