Andalusien mit dem Rennrad: Vier Rennrad-Touren an der Costa del Sol & im Hinterland | TOUR

2023-02-28 14:18:18 By : Mr. Allen Jiang

Die Costa del Sol trägt ihre Sonnenstunden schon im Namen. Sie gehört zur Provinz Malága in Andalusien. Bergketten schützen sie vor kalten Winden. Ein ideales Terrain für den Frühling, wenn man ein wenig Form für die umliegenden Anstiege mitbringt. Genauso bergig, aber viel einsamer wird’s 120 Kilometer nördlich der Küste, in den verkarsteten Sierras Subbéticas - unser Geheimtipp.

So wie Micha Booz kann man es machen: Weil sein Flugzeug erst am späten Nachmittag ­startet, warf er sich am Morgen in seine Radklamotten und schaute bei bike2málaga vorbei. In dem Laden bekam er außer dem Leihrad noch einen Tipp, wo es die besten Bocadillos gibt und die schönste Aussicht aufs Mittelmeer – und zack, saß Booz im Sattel zu einer Tour in die Ausläufer der Axarquía, der Bergregion nordöstlich von Málaga.

Die Geschichte ist deshalb außergewöhnlich, weil Booz am Nachmittag nicht etwa als Passagier ins Flugzeug steigen will, sondern als Pilot. Booz hat erst während der Corona-Pandemie den Radsport entdeckt. Seitdem versucht er, immer wenn er Zeit zwischen zwei Flügen findet, sich aufs Rennrad zu setzen. In Helsinki, Nizza und Barcelona hat er sich schon Rennräder geliehen.

Und als er das Profil des Hinterlandes von Málaga sah, war schnell klar: Dort will er auch Rad fahren. “Das war eine traumhafte Tour. Kaum hatte ich die Stadtgrenze verlassen, war ich in einer genialen Landschaft: einsam, mit herausfordernden Steigungen und tollen Ausblicken”, erzählt mir der Pilot, als ich ihn nach seiner Runde durchs Hinterland der Costa del Sol im Radladen treffe.

70 Kilometer und gut 1500 Höhenmeter hat er abgerissen, ehe er wieder in seine Uniform schlüpft und sich ans Steuer eines Airbus A320 setzen will. Mal abgesehen davon, dass ich keine Passagier­maschine fliegen kann: Ich hätte mich, platt wie ich nach meiner ersten Tour durch die Berge Andalusiens war, an gar kein Steuer mehr begeben. “Kein Thema”, sagt Booz, “so eine Tour ist ein besseres Workout für mich. Und außerdem bin ich nach dem Radfahren einfach zufrieden, glücklich und ausgeglichen. Da dürfte doch kein Arbeitgeber etwas dagegen haben ...”

Während Flugkapitän Booz sich für den Nordosten Málagas entschieden hatte, fahre ich am nächsten Tag eine Runde nach Norden, in Richtung des Naturschutzgebietes El Torcal. Zunächst geht es ein paar Kilometer durch Málaga, das zwar ein bisschen auf Fahrradstadt macht, dessen Radwege aber meist in schlechtem Zustand sind und oft im Nirwana landen. Aber ich kann gut im Verkehr mitschwimmen, und nach rund acht Kilometern wird ­sowieso alles anders.

Die Kulissenschieber haben ganze Arbeit geleistet: Von einem Moment auf den anderen rolle ich durch eine liebliche Hügellandschaft. Großes Kino! Auch der Lärm verebbt plötzlich: kein Motorengeknatter, kein Baustellenkrach. Nur Vogelgezwitscher ist zu hören und der Wind, der sich in den Olivenbäumen fängt. Jetzt, im Frühjahr, erblüht das Land gelb, lila, weiß, blassrosa, pink, violett. Und als ich mich gerade wundere, dass hier kein Mohn blüht, leuchtet neben dem Asphalt schon die nächste Wiese in sattem Rot.

Blicke aufs Mittelmeer gewährt die Strecke auf die Hochebene hinter Almogía nur in wenigen Kurven. Stattdessen begrenzen in fast allen Himmelsrichtungen Berge den Horizont, ganz markant das bizarr geformte Karstgebirge El Torcal. Die Jungs von bike2­málaga hängen bei dieser Runde häufig noch einen Anstieg dran, der auf den etwas über 1300 Meter hoch gelegenen Parkplatz unterhalb des El Torcal führt.

Bestimmt super, aber da ich gerade erst von Corona genesen und auch nicht der beste Kletterer bin, verzichte ich. Der Rückweg führt mich über eine Straße, die so schön ist, dass man vermuten könnte, sie wäre eigens für Rennradler angelegt worden. Die MA-3101 ist schmal, hat schöne Kurven und hält grandiose Ausblicke parat. Autos sehe ich so gut wie keine, nur Rennradler, die sich die Abfahrt hinunterstürzen oder die steilen Kehren hinaufquälen.

Die Küstenstraße in Richtung Almería, auf der ich am nächsten Morgen Málaga verlasse, dürfte in einem Ranking der schönsten Straßen am Mittelmeer eher auf einem der hinteren Plätze landen. Immerhin: Eine Weile pedaliert man am Wasser entlang, die Brandung rollt an die Sandstrände, das Meer glitzert wie eine Discokugel. Der Verkehr hält sich in Grenzen, und weil der Wind von hinten bläst, sind die 25 Kilometer in einer Dreiviertelstunde geschafft.

Ideal zum Warmwerden, so hatte Stefan McCaldwell von bike2malaga sich ausgedrückt, seien dann die ersten Anstiege ins Hinterland. Stefan hatte aber auch ständig von “schönen Steigungen” gesprochen und auf Nachfrage gestanden, dass “schön” bei ihm gleichzusetzen sei mit “knackig”. Mir wird jedenfalls ausreichend warm auf den bis zu 15 Prozent steilen Rampen durch die Oliven-­ und Obstplantagen zwischen den Dörfern Cajiz und Iznate.

Später führen mich kleine Straßen in die Berge und zum 1086 Meter hohen Pass Puerto del Sol. Axarquía heißt die Gegend hier, abgeleitet vom arabischen “aš-šarqiyya”, was so viel wie “im Osten” bedeutet. Die Mauren, die über mehrere Jahrhunderte Andalusien beherrschten, haben diese Region so genannt.

Sie verzogen sich während der sogenannten Reconquista, also der Rückeroberung Anda­lusiens durch die Spanier, in die schwer zugänglichen Berge, wo sie den Spa­niern recht lange standhielten. Typisch für die Dörfer sind heute noch die weiß gekalkten Häuser und die schmalen, verwinkelten Gassen, wie sie in ähnlicher Form auch in Nordafrika zu finden sind.

Heute erobern Rennradler aus der Re­gion Málaga die Axarquía, umkreisen den 1415 Meter hohen Pico del Vilo und rasen vom Puerto del Sol hinab ins verschlafene Alfarnate, um das rundherum Äpfel und Kirschen gedeihen. Auch gute Rotweine wachsen auf den kalkigen Böden, aber als Radler ist man schon alleine von der Schönheit der Landschaft berauscht, den Felsen und blühenden Bergwiesen, über denen ein knallblauer Himmel strahlt.

Anderntags verlege ich meinen Standort ins ruhige Hinterland, 120 Straßenkilometer nördlich, in das hübsche Zuheros. Das “Weiße Dorf” in den Sierras Subbéticas ist der perfekte Gegenentwurf zu Málaga. Wenn in der Großstadt die Party beginnt, sind in den Gassen rund um Zuheros’ alte maurische Burg längst die Gehwege hochgeklappt. Wie eine Insel im Meer liegt der Ort inmitten von Olivenbäumen.

José, mit dem ich im Café unterhalb der Burg ins Gespräch komme, ist Olivenbauer – aber auch Rennradfahrer. Ich frage ihn, ob ich mit dem Rennrad auch auf der Via Verde del Aceite fahren könne, einer zum Radweg ausgebauten Bahntrasse, die quasi ohne Steigungen durch die Landschaft führt und einst dem Abtransport des Olivenöls diente.

Mit dem Rennrad? Auf keinen Fall ginge das, behauptet José. Da gebe es Steine und Schotter. Das sei zu gefährlich, ergänzt er mit ernster Miene, um schließlich gestenreich und mit einem anhaltenden “Pffffff” klarzumachen, dass man sich auf der Via Verde garantiert einen Platten hole. Bevor ich nachhaken kann, erzählt er, dass er jeden Morgen und jeden Abend ein Glas von seinem Olivenöl trinken würde – das hielte in Form.

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Das ist so klischeehaft, als würde ein Allgäuer Bauer seine Fitness mit dem Verzehr von Alpen­milch erklären. Zweifelsohne ist Olivenöl gesund, und José sieht verdammt drahtig aus – aber auf seinen ersten Rat höre ich nicht und pedaliere auf einer Tour rund um die Sierras Subbéticas auf dem Bahntrassenweg. Das ist zumindest auf dem Teilstück zwischen Zuheros und Cabra kein Problem. Der Belag ist zwar nicht tadellos, aber gut zu befahren.

Hinter Cabra gönne ich mir die Stichstraße hinauf zur Ermita Virgen de la Sierra, die bereits Bergankunft bei der Vuelta a Andalucía war. José hatte irgendwas von seinen Bestzeiten erzählt, aber ich bin froh, so früh in der Saison bergauf zehn Stundenkilometer zu schaffen.

Auf 1200 Metern erwartet mich ein grandioser Ausblick. Bei klarer Luft sieht man bis zu den schneebedeckten Dreitausendern der Sierra Nevada. Die höchsten Erhebungen der Sierras Subbéticas erreichen kaum 1600 Meter. Das hört sich nicht nach Königsetappe an, doch das stete Auf und Ab kostet Körner. Aber jetzt mit täglichem Olivenöl­trinken anzufangen, ist vermutlich auch nicht sinnvoll.

Das vielleicht schönste Stück der beiden Touren in den Sierras Subbéticas liegt gleich oberhalb von Zuheros: der Anstieg zur Cueva (Höhle) de los Murciélagos – er führt durch einen magischen Mix aus Olivenbäumen, Stein­eichen und von Kalkfelsen durchdrungenen mageren Weiden. Stefan McCaldwell würde an dieser Stelle wahrscheinlich von “schönem Anstieg” reden. Was so schön ist an vier Kilometern mit 18 Prozent in der Spitze und mehr als 7,5 Prozent im Schnitt, erschließt sich mir mit meiner schwachen Frühjahrsform nicht.

Nach dem ersten Kilometer härtester Kraxelei erreiche ich den Mirador de Atalaya, von dem der Blick hinübergeht zum Cañón Río Bailón, in den sich der Fluss Bailón tief eingegraben hat und über dessen Felswänden Gänsegeier kreisen. Fliegen zu können, wäre gut, wobei es ab jetzt deutlich entspannter hinaufgeht: mit “nur” zehn Prozent.

Als ich oben ankomme, ist die Höhle bereits geschlossen. Kurz die Aussicht genießen – und rein in die Abfahrt! Im Hotel entspanne ich vor dem Kamin und lasse den Tag ­Revue passieren. Langsam brennt das Olivenholz herunter. Statt einem Glas Olivenöl gönne ich mir einen andalusischen Rotwein – nicht gerade regenerationsfördernd, aber lecker.

Und ich telefoniere mit Micha Booz, dem Flugkapitän, und erzähle ihm von meiner Königsetappe bei Málaga, von den Papageien, die ich in freier Wildbahn habe fliegen sehen, und vor allem von Zuheros und den genialen Touren in den Sierras Subbéticas. Seine Zeit zwischen zwei Flügen dürfte dafür aber nicht reichen ...

Zur Costa del Sol sind es ab Frankfurt am Main 2300 Kilometer – über Lyon, Barcelona und Valencia, alternativ über Bordeaux, das Baskenland und Madrid. Zu den Benzinkosten kommen 60 bis 80 Euro Maut hinzu; wer von München durch die Schweiz anreist, zahlt zudem 42 Euro für eine Autobahnvignette.

Eurowings oder Ryanair fliegen schon ab 100 Euro nach Málaga und zurück – auch Lufthansa fliegt Málaga an –, in der Hauptsaison sind die Flüge doppelt bis dreimal so teuer. Ein Fahrrad hin und zurück mitzunehmen, kostet von 100 Euro (Eurowings) bis 160 Euro (Lufthansa). Während Ryanair den Aeropuerto Costa del Sol/Málaga von deutschen Flughäfen nur in der Wintersaison anfliegt, steht das Ziel bei anderen Airlines nur im Sommerflugplan (April bis Oktober).

An der Costa del Sol kann man oft schon Ende Februar, Anfang März “kurz-kurz” fahren, in den Bergen ist es dann noch recht frisch. Mitte April bis Mitte Juni ist ideal, im Hochsommer wird es mit Temperaturen über 40 Grad brutal heiß. Mitte September bis Oktober ist ebenfalls eine gute Zeit zum Radfahren, nur dass es dann nicht so schön blüht wie im Frühjahr.

Die andalusische Küche ist auch eine Tapas-Küche, tagsüber während der Tour bieten sich die leckeren Kleinigkeiten an, ebenso Bocadillos (belegte Brote), als Klassiker mit Käse (Queso), Schinken (Jamón) oder beidem. Oder ein “Serranito”, ein Baguette mit einem kleinen Schnitzel, Iberico-Schinken und frittierten, ­kleinen grünen Paprikaschoten.

Wer nach der Radtour hofft, die Speicher am frühen Abend auffüllen zu können, hat sich geschnitten. Gegessen wird frühestens um 20 Uhr, eher um 21 bis 22 Uhr. Fast immer steht eine Schüssel Oliven auf dem Tisch, die gibt’s so dazu, Andalusien hat schließlich genug davon. Ein Menü startet oft mit Gazpacho, einer pürierten, kalten Gemüsesuppe. Nicht selten stehen Omelett oder Tortilla auf der Karte.

Natürlich spielen Fisch (Pescado) und Meeresfrüchte (Mariscas) an der Küste eine Rolle, gerne und oft gegrillt oder “a la plancha” auf einem heißen Blech zubereitet; ein bisschen Zitrone drauf, fertig. Zum Essen trinkt man eine Caña, ein gezapftes Bier, einen Wein aus der Region oder, wenn es heiß ist, einen Tinto de Verano, einen Mix aus Rotwein und Zitronenlimonade.

>> Málaga, Marisquería los Delfines, Telefon 0034/665/317828

Das geniale Fischrestaurant versteckt sich in der zweiten Reihe am Playa la Malagueta. Alle Gerichte gibt es als halbe und als ganze Portion (Ración); die frisch gegrillten Fische werden nach Kilopreis berechnet.

>> Málaga, Hotel MS Maestranza

Das 4-Sterne-Hotel macht auf den ersten Blick nicht allzu viel her, entpuppt sich aber als ideale Unterkunft: Die Lage unweit der Altstadt sowie direkt am Hafen und an den Stadtstränden ist ein Pluspunkt, der Service super freundlich und hilfsbereit und die Küche überraschend gut. Die Räder dürfen mit aufs Zimmer, auf den Balkonen ist Platz, weil es dort merkwürdigerweise keine Sitzmöglichkeiten gibt. Doppelzimmer mit Frühstück ab 110 Euro.

>> Zuheros, Hotel Rural Zuhayra, Telefon 0034/957/694693

Das Hotel Rural besitzt zwei Sterne, wir vergeben einfach doppelt so viele und mehr als fünf in puncto Freundlichkeit. Die Zimmer sind absolut okay, und abends wird eine extrem gute Regionalküche serviert, die man vorm Kamin genießt. Doppelzimmer mit Frühstück kosten je nach Saison 60 bis 80, Halbpension zusätzlich 15 Euro.

Am Via Verde, zwei Kilometer westlich von Zuheros, liegt die hübsche Hacienda Minerva, wo es einen größeren Pool als im Zuhayra gibt. Doppelzimmer mit Frühstück ab 65 Euro.

>> Málaga, bike2málaga, Telefon 0034/634/578995

Bike2málaga verleiht Rennräder, alle mit Scheibenbremsen und meist mit Ultegra-Gruppe ausgestattet, für 35 Euro pro Tag, bei sieben Tagen für 20 Euro pro Tag – und man bekommt Infos zu Touren. Außerdem werden geführte Touren angeboten, von der vierstündigen Ausfahrt (60 Euro) über die sechsstündige Runde in die Berge (80 Euro) bis zur individuellen Mammut-Tour für mehr als 100 Euro pro Person. Alle im Laden sprechen deutsch.

>> Zuheros -Doña Mencía, Centro Cicloturista Subbética, Telefon 0034/691/843532

Wer in Zuheros Sorgen mit dem Rad hat, findet Hilfe in der Werkstatt an der alten Bahnstation in Doña Mencía.

Allein die Altstadt mit ihren unzähligen Kneipen und Cafés lohnt einen Besuch. Beeindruckend sind die Alcazaba, die einst von den Mauren errichtete Festungsanlage und, etwas weiter oben am Hang, die Burg Gibralfaro.

Top-Sehenswürdigkeit ist jedoch das Picasso-­Museum, das 2003 zu Ehren des berühmtesten Sohnes der Stadt eröffnet wurde und um die 200 Werke des Malers präsentiert. Geduld mitbringen, es gibt fast immer lange Schlangen – oder die Tickets online kaufen.

Der Ort ist verschlafen und bildschön zugleich. Google Maps findet nur eine einzige Bar – beim Gang durch die Gassen wird man jedoch eines Besseren belehrt. Oberhalb von Zuheros liegt mit der Cueva de los Murciélagos eine beeindruckende Höhle mit einzigartigen Felsmale­reien und bedeutenden archäologischen Funden aus der Jungsteinzeit (Tour 4).

>> Tipp: Wer das Rad mal stehen lassen will, dem sei eine Wanderung durch den Cañón del Río Bailón ans Herz gelegt.

Ein Ausflug ins 70 Kilometer nordwestlich von Zuheros gelegene Córdoba lohnt sich alleine schon wegen der Mezquita-Catedral, einem der beeindruckendsten Gotteshäuser der Welt. Nach der Reconquista ließen die Christen die Moschee der maurischen Eroberer weitgehend stehen und bauten inmitten des muslimischen Gotteshauses die Catedral de Nuestra Señora de la Asunción: seit 1984 ist das weltweit einzigartige Ensemble Weltkulturerbe der UNESCO.

Spanisches Fremdenverkehrsamt München (Turespaña), Telefon 089/530746-11

Die Touristinfos befinden sich an der Plaza de la Marina und an der Plaza de la Aduana (bei der Alcazaba).

“Andalusien”, 708 Seiten, Michael Müller Verlag, 2020, 24,90 Euro

Für Málaga: Michelin- Zoom-Karte 124 “Costa del Sol”, 1:200.000, 2019, 8 Euro.

Für Zuheros: Topo-Karte (1:10.000) der Sierras Subbéticas, zu bestellen entweder über das Zuheros-Tourist-Office oder das Hotel Zuhayra. Die Karte deckt bis auf einen winzigen Zipfel bei Priego genau die Touren 3 und 4 ab.

Andalusien ist die zweitgrößte und bevölkerungsreichste Region Spaniens (8,5 Millionen Einwohner), zudem die südlichste; zwischen Tarifa im Westen Andalusiens und dem afrikanischen Festland (Marokko) liegen nur 13,5 Kilometer. Haupt- und größte Stadt Andalusiens ist Sevilla, die zweitgrößte Stadt, Málaga, ist unser erster Standort. Málaga liegt in der Mitte der andalusischen Mittelmeerküste an der Costa del Sol, die berühmt ist durch das mondäne Marbella, aber auch berüchtigt durch hässliche Bettenburgen.

Im Hinterland findet man hingegen faszinierende Natur und zahlreiche der hübschen “Weißen Dörfer”, spanisch “Los Pueblos Blancos” – etwa Zuheros, 120 Kilometer nördlich von Málaga gelegen, unser zweiter Standort. Das verschlafene Dorf liegt malerisch inmitten von Olivenplantagen am Rande des Parque Natural de las Sierras Subbéticas und zählt offiziell zu den schönsten Dörfern Spaniens.

Blümchen statt Meer - zu den Felsen von El Torcal | 88 Kilometer | 1660 Höhenmeter max. 11 % Steigung

Rund acht Kilometer durch die Stadt, der Verkehr nimmt mit jedem Kilometer ab; hinter der Autobahn, in Richtung Almogía, verebbt er fast ganz. Zunächst geht es in stetem Auf und Ab durch hübsches Hügelland, ehe beim Stausee Presa Casasola ein längerer, moderater Anstieg folgt. Ab Almogía weiter auf einer Art Hochebene nach Villanueva de la Concepción, das unterhalb der Kalksteinfelsen von El Torcal liegt. Abfahren Richtung Casabermeja, das man nach einem giftigen Gegenanstieg erreicht. Ab dort heißt es noch einmal auf 700 Meter Höhe klettern, ehe die grandiose und schmale MA-3101 zur Küste führt. Das Meer sieht man zwar nur selten, dafür aber im Frühjahr eine unglaubliche Blütenfülle.

Die Berge von Málaga | 139 Kilometer | 2520 Höhenmeter max. 16 % Steigung

Nach dem Einrollen an der Küste und einem ersten Anstieg führt hinter Vélez-Málaga eine Landstraße parallel zur Hauptstraße moderat bergauf. Spektakulär wird es am Puerto del Sol: In Kehren klettern wir unterhalb imposanter Felsen. Hinter Alfarnate folgt das schönste Stück im Parque Natural Montes de Málaga.

Rund um die Sierra | 112 Kilometer | 2000 Höhenmeter max. 16 % Steigung

Runde um die Sierras Subbéticas – trotzdem summieren sich im ständigen Auf und Ab 2000 Höhenmeter. Die Route beginnt harmlos in welligem Terrain durch Olivenhaine, hinter Rute führt sie hinunter zum Stausee bei Iznájar. Zurück geht es entlang des östlichen Rands der Sierras Subbeticas wieder nordwärts: rauf, runter, vor allem immer wieder rauf.

Doppelstich | 83 Kilometer | 1700 Höhenmeter max. 18 % Steigung

Ab Zuheros geht es auf der stillgelegten Bahn­trasse Via Verde nach Cabra. Dort fahren wir bis zum Abzweig zur Ermita Virgen de la Sierra ein Stück Hauptstraße. Wie der Name der Jungfrau zum Berge verrät, geht es moderat hoch, selten steil. Oben blickt man rundum, bei guter Sicht bis zur Sierra Nevada. Nach einer tollen Abfahrt, der mäßig befahrenen A-339 und der schönen Strecke über Zagrilla und Luque zurück nach Zuheros, wartet dort das schönste, aber auch das härteste Stück: Mit fast 20 Prozent geht es durch eine grandiose Berglandschaft hinauf zur Cueva de los Murciélagos – und wieder zurück.

An der verkehrsreichen Costa del Sol entlangzufahren, ergibt nur Sinn, um die Küste Richtung Hügel und Berge zu verlassen. Kaum hat man Málaga in Richtung Hinterland verlassen, wird es einsam. ­

Die Straßen sind bisweilen erstaunlich breit, andere, wie die in Málaga unter Radfahrern legendäre MA-3101, eher handtuchbreit. Der Belag variiert von rau und löchrig bis hin zu traumhaft asphaltiert. Wir haben uns getraut, in der Sierras Subbéticas auf dem Via Verde zu fahren, einer alten Bahntrasse; auf dem Abschnitt zwischen Zuheros und Cabra kann man das gut machen.

Die Anstiege vom Mittelmeer ins Hinterland sind bisweilen knackig, mit Rampen um die 15 Prozent. Gleiches gilt für die kleinen Sträßchen in der Sierras Subbéticas. Fast überall sind inzwischen Schilder aufgestellt, die Autofahrer darauf aufmerksam machen, dass viele Rennradler unterwegs sind und dass man 1,5 Meter Abstand halten soll beim Überholen. So manch einer glaubt leider immer noch, es müssten nur 1,5 Zentimeter sein, die meisten verhalten sich jedoch rücksichtsvoll.

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